Auch wenn unser Clan-Name nicht
politisch korrekt klingen mag (er ist
von unserer ehemaligen
Musik-Band übernommen), so verurteilen
wir die Amokläufe in Erfurt und
Emsdetten aufs schärfste. Wir sprechen
allen Betroffenen unser tiefstes Beileid
aus. Dennoch sollten es sich unsere
Politiker nicht so einfach machen und
die komplette Schuld auf irgendwelche
Computer-Spiele schieben, welche sie nun
verbieten wollen. Die Ursachen für
solche Taten fangen in unserem
Bildungswesen an, führen über mangelnde
Sozialkompetenz in Familien und unserer
Gesellschaft und enden in den Taten so
mancher unfähiger Politiker, welche den
Frust in Form von Wahlergebnissen wie in
Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern zu
spüren bekommen. Diese Wahlergebnisse
stimmen uns im Übrigen genauso traurig
wie diese Taten der Amokläufer.
Der Bundesverband der Entwickler von
Comupterspielen e.V., kurz:
G.A.M.E., hat soeben eine
Pressemeldung herausgegeben, in der
deutlich Stellung zu den aktuellen
Vorwürfen hinsichtlich
vermeintlicher "Killerspiele"
bezogen wird. Das Statement dürfte
manchem Spieler aus der Seele
sprechen, dessen Hobby sich wieder
einmal vehementen Anfeindungen
gegenüber sieht. Lest selbst:
"Das Schicksal der Opfer der Tat
berührt uns zutiefst. Viele von uns
sind Väter, Mütter; haben Familie.
Wir sind erschrocken und betrübt
über diese Tat. Wir möchten allen
Betroffenen unser tiefes Mitgefühl
aussprechen und wünschen den
Verletzten eine rasche und
vollständige
Genesung.
Energisch wenden wir uns allerdings
gegen die politische
Instrumentalisierung der
Vorkommnisse. Wir wenden uns gegen
die
Kriminalisierung unseres
Berufstandes und den Versuch einiger
Verantwortlicher in unserem Land,
ein international öffentlich,
wissenschaftlich und kulturell
anerkanntes Medium und dessen
Künstler
und Kreative mit nicht haltbaren
Argumenten als Verantwortliche für
den Amoklauf zu diffamieren.
Computer- und Videospiele sind nicht
die Ursache für diese Tat. Das
bestätigen viele aktuelle Aussagen
von Experten, Psychologen und
Pädagogen in der Presse. Vielmehr
geht es um die Sorgen und Nöte
einer Generation jugendlicher
Menschen, die in Familie, Schule,
Beruf
und Gesellschaft offensichtlich zu
wenige Möglichkeiten für
Selbstbestätigung, Anerkennung und
Hilfe im Krisenfall findet.
Wir finden es schlicht unseriös,
Computer- und Videospiele immer
wieder für ein
gesamtgesellschaftliches Problem
anzuprangern. Wie
schon so oft in der Vergangenheit
werden wir nach unserer
Verantwortung als Produzenten
gefragt. Wir sind uns dieser
Verantwortung bewusst und vertrauen
auch ganz bewusst auf die
Vielzahl gesetzlicher Regelungen in
Deutschland, mit deren Hilfe
Gerichte, Bundesbehörden und die
Bundesländer Kinder und Jugendliche
vor Inhalten schützen, die für sie
ungeeignet sind. Dieses Aufgebot
an professionellem Jugendschutz ist
weltweit einmalig und wird von
uns aktiv unterstützt.
Computerspieler sind keine
Randgruppe. Gespielt wird in jeder
Bevölkerungsgruppe. Computerspiele
begeistern das sechsjährige
Mädchen ebenso, wie den 40-jährigen
Politiker, die Sekretärin oder
einen 70 Jahre alten Rentner.
Diese Menschen haben innerhalb des
gesetzlichen Rahmens das Recht,
selbst zu entscheiden, was sie
spielen möchten. Dieses Recht gilt
es
ebenso zu wahren wie den
Jugendschutz zu gewährleisten.
Jugendschutz
darf nicht an der Kinderzimmertür
aufhören. Eltern müssen
kontrollieren, was ihre Kinder dort
tun - ob und was sie spielen,
welche Musik sie hören und welche
anderen Interessen sie haben.
Eltern und Pädagogen haben die
Pflicht, sich aktiv um Kinder und
Jugendliche zu kümmern und müssen
reagieren, wenn sich diese
auffällig verhalten und immer
aggressiver und verschlossener
werden.
Während also medial die Symptome in
den Vordergrund gestellt werden,
fällt die Frage nach der Ursache für
das Attentat unter den Tisch:
Wie kommt ein 18-jähriger an Waffen,
Munition und Sprengstoff? Wie
kann es sein, dass er von seinem
sozialen Umfeld so im Stich gelassen
wurde? Wie kann es sein, dass er
seit über drei Jahren in
verschiedenster Form im Internet, im
Freundeskreis, in der Schule und
sogar bei professionellen,
psychologischen Diensten auffällig
geworden ist und um Hilfe bat, ohne
dass darauf entsprechend reagiert
wurde?
Wir fordern die Politik daher auf,
nicht erneut das Versagen unserer
sozialen Systeme zu ignorieren und
den schwarzen Peter wieder einmal
unreflektiert an die
Computerspieleindustrie
weiterzureichen.
Wir brauchen in Deutschland keine
strengeren "Verbote" - bestehende
Verbote müssen besser überwacht
werden. Wie sonst sind Robert
Steinhäuser und Bastian B. an ihre
Waffen bzw. Bomben gekommen? Wir
brauchen mehr Initiativen, die
Schülern und Jugendlichen Hilfe bei
sozialen Problemen bieten. Wir
brauchen mehr professionelle
psychologische und pädagogische
Ansprechpartner für Lehrer, Eltern
und Pädagogen, die bei der Erziehung
von Jugendlichen und Schülern
überfordert sind.
Öffentliche Gelder müssen wieder
verstärkt in die Unterstützung
unserer sozialen Systeme fließen und
nicht in den Aufbau von
strengeren Zensurbehörden oder von
kriminalistischen Instituten, die
sich nur mit den Symptomen und nicht
mit den Ursachen beschäftigen."